Sicherung der Freien Kunstszene in Zeiten von Corona

ZTB e.V., Brief vom 15. März, 2020

Lieber Herr Lederer, lieber Herr Wöhlert, liebe Frau Köhncke,

Wir begrüßen sehr und sind dankbar, dass Sie die aktuelle, schwierige Lage der Kunst- und Kulturschaffenden öffentlich angesprochen haben.
Auf breiter Ebene brechen für Künstler*innen aller Sparten eingeplante Honorare und damit lebensnotwendige Einnahmequellen weg.
Auch viele der Tanzkünstler*innen und Tanzschaffenden in Berlin müssen mit Honorarausfällen aufgrund abgesagter Aufführungen im In- und Ausland und Projektverschiebungen auf unbestimmte Zeit kämpfen. Ein Großteil dieser Menschen hat keine Rücklagen, um die nächsten Monate zu überbrücken. Um das kulturelle Leben der Stadt in und auch nach der Krise zu sichern, bitten wir Sie, zügig zu handeln und dabei die Bedürfnisse und Arbeitsumstände von in prekären Arbeitsverhältnissen arbeitenden Künstler*innen bei Ihren Maßnahmen zur Abfederung der Folgen der Corona-Epidemie im Blick zu haben!

Dringend notwendig ist die kurzfristige Einrichtung eines Notfallfonds für freischaffende Künstler*innen aller Sparten, sowie ein kulanter, unbürokratischer Umgang mit laufenden Projektmitteln, Förderrichtlinien und Auszahlungs- und Abrechnungsmodalitäten.

Ein Notfallfonds für Notfallsituationen bei Projekt- und Aufführungsausfällen (sowohl im In- wie Ausland) sollte unbürokratisch und auf nicht rückzahlbare Soforthilfen ausgerichtet sein, um der spezifischen Situation und Abhängigkeiten freier Künstler*innen und damit verbundener Berufsfelder (wie freie Techniker*innen, Produktionsleiter*innen, Dramaturg*innen etc.) gerecht zu werden.

Umgang mit laufenden Projektmitteln:
– Auszahlung bewilligter Fördermittel in voller Höhe unabhängig von geplanten Proben und Aufführungen; z.B. auch für Proberaummieten, da sonst die Anbieter*innen in Insolvenz gehen würden
– Vorgezogene Auszahlung von Projektgeldern, um absehbare Härtefälle abzumildern
(siehe z.B. aktuelle Presseinformation 13.03.2020, Kulturdezernat Frankfurt <Weblink zur Presseinformation Kulturdezernat Frankfurt>)
– Verpflichtende Aufführungsanzahl grundsätzlich reduzieren, um ausfallende Vorstellungen nachholen zu können
– Anerkennung von Kosten, die durch Stornierungen entstanden sind
– Unkomplizierte Verschiebungen in das nächste Jahr ermöglichen
– Abdeckung von Mehrkosten, die durch eine zeitliche Verschiebung von Projekten entstehen

Wir hoffen die schwierige Situation gemeinsam durchzustehen.

Freundliche Grüße,

Cilgia Gadola, Barbara Greiner, Jenny Haack, Moritz Majce, Kareth Schaffer, Kasia Wolinska

Vorstand Zeitgenössischer Tanz Berlin e. V.