kollektive neuausrichtung

KOLLEKTIVE NEUAUSRICHTUNG
ist eine wiederkehrende Reihe, die einen inhaltlichen Diskurs über relevante Themen der Tanz- und Performance-Szene ermöglicht. Von spartenspezifisch/ästhetischen über gesellschaftliche bis hin zu kulturpolitischen Auseinandersetzungen soll sie einen diskursiven Raum eröffnen, nicht um einen Konsens zu erreichen, sondern um die Vielschichtigkeit des Bestehenden bzw. des Zukünftigen erfahrbar zu machen. Die kollektive Neuausrichtung will künstlerische Notwendigkeiten ermitteln und kulturpolitische Weichenstellungen ermöglichen, um somit Visionen für das Feld (weiter) zu entwickeln.


Kollektive Neuausrichtung #1
Verweigerung beim Branchentreff der freien darstellenden Künste am 10.10. 2015

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Im Rahmen des Branchentreffs der freien darstellenden Künste des Performing Arts Programms des LAFT Berlin e.V. 2015, richtete der ZTB e.V. eine temporäre Bibliothek zum Thema „Verweigerung“ ein. Zuvor gab es einen Aufruf an Künstler*innen, Bücher oder Recherchen zu diesem Thema mitzubringen und in der Bibliothek zur Ansicht auszulegen.
Mit seinen zahllosen Vernetzungs- und Optimierungsangeboten bildete der Branchentreff den idealen Hintergrund für den inszenierten Versuch, sich einmal kollektiv dem Diktat des Aktiven zu entziehen und Zeit durch „Zögern“, „Unterlassen“, „Nichtstun“, (auch) Reflexion zu “verschwenden”.
Dr. Alice Lagaay hielt eine Lecture und Workshop mit dem Titel „YES, I CAN’T. Philosophische Strategien zum Überleben in der Leistungsgesellschaft“:

„Gibt es einen Raum innerhalb der heutigen „Leistungsgesellschaft“ für ein Bild des Menschen, das nicht primär auf dessen Fähigkeit und Produktivität hin orientiert ist? In einer Welt geprägt von Aktion, Intervention, Erfolg, Rede und Lärm beschreiben Erschöpftsein, Scheitern, Brachliegen, Nichttun (-können), Schweigen, Stille, Geheimnis und Indifferenz die Konturen einer Philosophie des ‚Seinlassens’ – als simultanes Unterlassen und bewusstes In-Ruhe-Lassen.
Der Workshop führt durch theoretische Landschaften und spielerische (Nicht-)Übungen, um einmal die Subversion der ‚negativen’ Performanz hemmungslos auszukosten.
Hier ist das Leitmotiv: Ich KANN NICHT.“
Text: Dr. Alice Lagaay

Anschließend folgte eine Physical Awarness von Sonja Augart und eine gemeinsame Diskussion, geleitet von Annette van Zwoll.
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Kollektive Neuausrichtung #2
Diskussion zum Thema „Stipendien für den Tanz” in den Uferstudios am 10.11.2015

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Vor dem Hintergrund der vom Berliner Senat im September 2015 neu eingestellten Arbeits- und Recherchestipendien (zunächst einmalige Vergabe aus Citytaxmitteln 2014), deren Verstetigung und Vergaberichtlinien noch in der Entwicklung waren, wurde ein Künstlertreffen einberufen, um gemeinsam zu analysieren, welche notwendigen künstlerischen Prozesse bisher außerhalb des bestehenden Fördersystems stattfinden und welche Schwerpunktsetzungen im Rahmen von neu zu vergebenden Stipendien wünschenswert erscheinen bzw. was für die Künstler*innen konkret möglich gemacht werden könnte und sollte.
Einführung mit Sandra Man, Brainstorming mit Sonja Augart und Arbeitsgruppen, geleitet von Simone Willeit und Anne Passow.  Protokoll des Arbeitstreffens (Link zur PDF)
Mit freundlicher Unterstützung der Uferstudios.
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Kollektive Neuausrichtung #3
Kommunikationswege mit Kurator*innen im Dock 11 Moderierte Diskussion mit eingeladenen Gästen am 23.06.2016

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Auf welche Weise sind Kurator*innen und Festivalleiter*innen erreichbar? Diese Frage stellen sich die Künstler*innen, die sich mit ihren Projekten bewerben, aber auf der anderen Seite auch die Kurator*innen selbst. Allseitige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit sind gegenwärtige Versprechen – aber letztlich doch Illusion. Dabei geht es nicht um allgemeine Standards, die dann doch im Einzelfall nicht funktionieren, sondern es soll mit den anwesenden Kurator*innen konkret über ihre Formen der Erreichbarkeit und ihre Kommunikationsgewohnheiten gesprochen und so ein Austausch im Gesamtgefüge Künstler*innen – Kurator*innen angeregt werden.

Mit den Gästen:
Anna Mülter (Tanz Kuratorin/Tanztage Berlin- Sophiensaele)
Carolin Hochleichter (Dramaturgin/Foreign Affairs-Berliner Festspiele)
Ricardo Carmona (Tanz Kurator in HAU)
Moderation: Silke Bake
Mit freundlicher Unterstützung des DOCK 11.
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Kollektive Neuausrichtung #4
Podiumsdiskussion „Verortung des Tanzes“ am 13.06.2017
Podium: Susanne Foellmer, Kirsten Maar, Sandra Umathum
Moderation: Karin Kirchhoff

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Neben klassischen Bühnenformaten experimentieren Tanz, Performance und Choreografie längst mit alternativen Aufführungsformaten und neuen Produktionspraxen. Die Modi der Ausdifferenzierung sind mannigfach. Sie umfassen neben der ästhetischen Ebene auch die der Internationalisierung/ Interkulturalität und reichen bis zu eigenen Herangehensweisen an Selbstorganisation und -ermächtigung unter dem Aspekt des Choreografischen.
Die Praktiken des Tanzes differieren dementsprechend und dennoch bleibt es Tanz bzw. lassen sich Spezifika des choreografischen Denkens klar umreißen. Dafür werden andere Paradigmen als die der klassischen Tanzaufführung notwendig. Geprägt ist der Diskurs ebenso sehr durch die Verflechtung mit Fragestellungen anderer Kunst- und Wissensdiskurse.

Auf dem Podium diskutieren Susanne Foellmer, Kirsten Maar und Sandra Umathum die Fragen:

  • Wo verortet sich der zeitgenössische Tanz heute und was lässt ihn in allen Ausfächerungen Tanz sein?
  • Welche Fragen und Konzepte werden unter einem erweiterten Choreografiebegriff (expanded choreography) verhandelt und können diese unter den Kriterien von „Darstellender Kunst“ überhaupt noch Raum finden?
  • Welche Auswirkungen hat die zunehmende Erweiterung des Begriffs Tanz für die künstlerische Arbeit und welche für die Zuschauer*innen?
  • Betrachtet man die strukturelle Ausstattung des Tanzes im Vergleich zu anderen Sparten, wird die Autonomie des Tanzes in Deutschland noch immer in Frage gestellt – in den meisten Bundesländern läuft die Tanzförderung unter den Darstellenden Künsten. Ist, in konsequenter Fortführung der inhaltlichen Fragestellung, die kulturpolitische Subsumierung des Tanzes in der großen „Schublade“ bzw. Oberkategorie „Darstellende Künste“ noch gerechtfertigt und für die Tanzschaffenden sinnvoll?

Im zweiten Teil des Abends werden diese Fragen gemeinsam mit dem anwesenden Publikum weiter erörtert und vertieft.
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